der sga (= schulgemeinschaftsausschuss, durch wahl legitimierte gruppe von lehrerInnen, schülerInnen und eltern) hat an unserer schule ein sehr restriktives handyverbot beschlossen. kurzgefasst dürfen „handy´s“ (o-ton hausordnung) ausschließlich in der mittagspause verwendet werden. mit müh & not konnte ich durchsetzen, mein handy zu arbeitszwecken (teachertool, kalender, stundenvorbereitungen …) verwenden zu dürfen. wenn es denn sein muss. und am liebsten bitte nur am ende der stunde kurz einschalten um eben die noten einzutragen …
was kommt als nächstes? muss ich einen schriftlichen antrag einreichen, bevor ich einen beamer im klassenzimmer verwende? ein kollege arbeitet im fremdsprachenunterricht gerne mit podcasts. darf man das denn überhaupt? und mein geplantes web 2.0 – projekt mit einsatz/verwendung von lernplattformen, digitalen karteikarten, klassenblog … sollte ich wohl überdenken.
ob die schülerInnen mit hilfe dieser hausordnung den verantwortungsvollen umgang mit handy´s handys erlernen, darf bezweifelt werden. stattdessen wird wohl viel energie & kreativität darauf hin verschwendet werden, wie sie die regeln umgehen können. und ich behaupte: zurecht. denn, wie schon oliver hassencamp sagte: „Wenn Argumente fehlen, kommt meist ein Verbot heraus.“
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Ich habe auf meinem Iphone die wikipedia (offline) installiert – und setze sie bei diversen Gelegenheiten in der Klasse ein. Auch andere Apps liefern Unterstützung und Abwechslung im Unterricht, ich werde sicher nicht darauf verzichten.
P.S.: Ipad für alle, das ist mein Ziel.
mein iphone weist einige nützliche apps auf: teacher-tool, wikipedia … aber auch durch so einfache dinge wie taschenrechner und kalender (über den ich meine unterrichtsvorbereitungen mache) benötige ich es einfach mehrmals pro stunde. ich habe daher auch kein problem damit, die laufende anwendung zu argumentieren. aber ich habe ein massives problem mit dem signal, den solche verbote geben. „wir“ (wer auch immer) wissen besser, was gut für „dich“ (wer auch immer) ist …
Sind den MP3 Player erlaubt? Oder „Computer“? Dann musst Du halt das iPhone/den iPod einfach umdeklarieren und ggf. einfach hinten dick „Ich bin ein Computer“ draufschreiben.
Das Verbot von Geräten ist durch die Medienkonvergenz nicht mehr tragbar. Wenn, müsste man Funktionen verbieten; also quasi „das Telefonieren“ oder „das Filmen“.
danke für die argumente – als einsamer streiter darf ich meine mobilen geräte nun im unterricht ja einsetzen. nur eben die schülerInnen nicht. hauptargument für das verbot war das nicht gern gesehene „sms-schreiben“ (während des unterrichts). dafür gibt´s jetzt eben wieder mehr zettelchen, die durch die klasse gereicht werden …
Was sind denn „handy’s“?
sorry. aber so steht´s tatsächlich in der hausordnung 😉 leider hab ich vergessen, es weiter unten im artikel auszubessern. danke für den hinweis. 🙂
Liebe(r) Misswirtschaft,
es schaudert mich, wenn Lehrpersonen so einen Unsinn schreiben, wie er hier steht. Du schreibt von einem „verantwortungsvollen Umgang“, äh… „… umgang“, mit Handies, äh… „… handy`s“. Ich kann Dir als iPhone-Nutzer das nicht zur Last legen, bist Du Doch selbst anfällig für Geräte und Techniken, die Dir die Informationsfreiheit beschränken und nur die Apple-gefilterte Welt ausgeben.
Dir Unterschied zwischen einem Beamer und einem PDA zu erklären, würde jetzt zu weit führen. Du kannst Dich aber sicher in jedem Wirtschaftsunternehmen darüber informieren.
Ja, Dein Web 2.0-Projekt solltest Du überdenken. Werde Dir erst ein mal klar darüber, was der Inhalt und was das Medium in dieser Unterrichtsreihe sein soll. Es ist nämlich nicht das gleiche.
Grüße,
Guido
Hey Felix 🙂
Weder ein 100%-Verbot noch eine 100%-Erlaubnis sind richtig. Dieses Thema kann aber nicht mit einem Multi-Media-Rundumschlag argumentiert werden. Das würde ihm nicht gerecht.
Man kann das Medium zur Unterrichtsreihe machen, man kann, ein Tafelwiki machen und was weiß ich. Aber man sollte nicht gegen ein Verbot sprechen, wenn der Umgang mit dem Medium nicht erlernt / gelehrt wurde. Sonst geht nämlich der Inhalt des Unterrichts flöten, weil man ihn mit dem Umgang mit dem Medium überdeckt (und das unterschwellig zum Thema wird).
Grüße!
hallo guido,
der unterschied zwischen beamer und pda ist mir (leider im gegensatz zu vielen kollegInnen) durchaus bewusst. schade, dass der zynismus in der beamer-aussage nicht ganz so gut herauszulesen war, wie geplant.
inhalt und (neue) medien müssen sich eben nicht ausschließen, sondern könnten sich gut ergänzen. und wenn ich mit meinen schülerInnen aktien & börse mit herkömmlichen methoden (buch, planspiel etc.) erkunden soll, geht das auch. aber interessanter – und meiner ansicht nach gewinnbringender – wäre eben die teilnahme am österreichweiten börsespiel (in dem sie mit individuellen und virtuellen depots ihre eigenen anlagestrategien erproben können).
> aber interessanter – und meiner ansicht nach gewinnbringender – wäre eben die teilnahme am österreichweiten börsespiel (in dem sie mit individuellen und virtuellen depots ihre eigenen anlagestrategien erproben können).<
Das ist ja der Knackpunkt, so wie ich ihn auch sehe: es geht nicht auf Kosten von Inhalt, es geht darum, dass die Inhalte ja auch komplexer, anspruchsvoller und kompetenzorientierter geworden sind bzw. werden müssen! Die Teilnahme am Börsenspiel lehrt mit echt- oder simulations-learning by doing auf ganz andere Weise als das mit den alten Medien überhaupt möglich ist.
Ohne zu wissen, das „die Börse“ am anderen Ende der Welt anstellt (da wo die Shareholder indirekt die Mitarbeiter und Zulieferer der Konzerne ausbeuten), halte ich das für nur so halb richtig. Es ist immer gut ein System in der Praxis kennen zu lernen, aber es führt auch oft zu Betriebsblindheit, wenn zuvor nicht über die Hintergründe aufgeklärt wurde. Lerne ich zuerst, dass Börsenspekulationen für die große Schere verantwortlich sind, dann wird sich mein Interesse dafür entweder in Grenzen halten oder ich werde ganz viel wissen wollen, um den Spieß umzudrehen. Aber einfach die Säge in die Hand nehmen ohne zu Wissen wie Holz funktioniert? Nee.
Die Teilnahme an einem Börsenspiel ist nur spannend, wenn man das Regelwerk beherrscht und Chancen auf Sieg / Erfolg hat. Und wenn man es dabei belässt, dass es ein Spiel ist. Obwohl es auch interessant wäre das „komplette Börsenspiel“ aufzuziehen. Also nicht nur den Mechanismus des Geldmarktes, sonder mit allen Zahnrädern, die dran hängen. Könnte sogar kafkaesk als Theaterstück umgebaut werden 🙂
Ist aber weit weg vom eigentlichen Thema jetzt. Theaterstücke brauchen Aufmerksamkeit. Die muss mal aber auch erst mal lernen 2 Stunden am Stück abzuliefern. Nicht mit einem Handy in der Hand, das funktioniert nicht.
hallo guido,
ich bleibe einfach hartnäckig dabei, dass sich inhalt & einsatz neuer medien NICHT ausschließen. klar müssen meine schülerInnen erst mal wissen, welche wertpapiere & anlagestrategien es überhaupt gibt, bevor sie auf die börse losgelassen werden. ganz zu schweigen von den gesamt- und volkswirtschaftlichen zusammenhängen. (nettes zitat in dem zusammenhang: lehrer sind wie dealer. sie denken nur an ihren stoff 😉
aber was konkret spricht dagegen, über handy oder netbook schnell die aktuellen kurse abzurufen statt mit der kopierten tabelle aus der gestrigen tageszeitung (also mit den werten von vorgestern) zu arbeiten?
und was die aufmerksamkeitsfähigkeit der schülerInnen angeht – die hat sich seit meiner eigenen schulzeit nicht geändert. und seinerzeit hatten wir weder netbook noch handy.
Vielleicht mal dem Ausschuss zur informativen Lektüre vorlegen, was Peter Kruse der Enquète-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ geraten hat:
http://bit.ly/9t1NXn
daraus: „Der Vermittlung von Kompetenzen zum angemessenen Umgang mit den neuen Medien ist … die höchste gesellschaftliche Priorität einzuräumen.“ Verbieten von Kommunikationsmedien war schon immer das Blockieren von Lernprozessen. Schulangemessen?
herzlichen dank für den link – werde ich an die sga-mitglieder weiterleiten. kann ja vielleicht zu einer guten basis für eine neuerliche diskussion werden 🙂
Das ist wirklich traurig. Die Schule macht sich durch ihren Versuch, die Wirklichkeit auszusperren, lächerlich und überflüssig. Was übrig bleibt ist so weit „didaktisch reduziert“, dass niemand es mehr wiedererkennen kann. Ich möchte die Handys meiner Schüler nicht mehr in meiner Klasse missen.
ja – schule ist heute manchmal richtig realitätsfern. das wirkliche leben findet außerhalb statt. und beides wird feinsäuberlich getrennt.
Was man nicht kontrollieren kann, wird eben verboten. Fürwahr: es zeigt sich, daß dadurch noch lange keine Kontrolle aufkommt. Für telefonieren oder SMS im Unterricht kann man es ja mal mit Jammern versuchen. Also nicht wehleidigem, sondern diesen Störgeräten. Aber letzten Endes läuft es sowieso darauf hinaus, daß das kollektive Gehirn das individuelle ablöst – wie jede(r) Einzelne unter solchen Umständen die entsprechenden Fähigkeiten (Filter, Suche, Bewertung) aufbauen soll, ist mir allerdings schleierhaft. Fakt ist nur, daß das System spinnt – also vielleicht doch erst mal die Grundlagen bearbeiten (Selektion, Personal, Noten) bevor man sich an solchen Symptomen der ewigen Verschlossenheit abrackert?
@ jan krause: wir sind uns einig – das system spinnt.
für mich ist diese handy-debatte eben kein nebenschauplatz sondern symptomatisch für ein ganz bestimmtes menschenbild. wie schon bei der antwort auf teacher kurz angedeutet: verbote deuten für mich auf eine „herrschende“ gruppe hin, die älter/besser/gescheiter/was-auch-immer sein zu glaubt. und etwas grundlegenderes als das menschenbild = die haltung, mit der man kollegInnen und schülerInnen entgegentritt kann es ja wohl nicht geben.
Nachdem diese Verbote in vielen Schulen diskutiert oder eingeführt werden, muss man die grundlegende Frage stellen: Warum ist Schule so?
@teacher : gute frage. hast du eine antwort drauf?
mir stellt sich vor allem die frage: wem nützen solche verbote? den schülerInnen wohl nicht – denn damit werden sie nicht auf „das leben nach der schule“ (was übrigens impliziert, dass es während der schule noch kein leben gibt 😉 ) vorbereitet.
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